Sprache

Zwischen 1718 und 1724 erlebte die Verlagstätigkeit tschechischer Bücher unter Mildes Leitung ihren Höhepunkt. In dieser Zeit wurden mehr als 39 000 tschechische Traktate gedruckt und verteilt. So belieferte man die böhmischen Exulanten in Deutschland, speziell in Schlesien, in der Lausitz und in Barby, mit diesen Schriften. Ehemalige Zöglinge des Waisenhauses nahmen die Drucke mit in die Slowakei und böhmische Fuhrleute, die wegen der Salztransporte nach Halle kamen, schmuggelten die Bücher nach Böhmen. Im Folgenden werden einige dieser Drucke vorgestellt.

Arndt, Johann: Paterý Kníhy O Prawém Křestanstwj, Genz konagi: O Spasytedlém Pokánj, Srdecné Ljtosti nad hrjchy, Práwé Wjre, Swatém Ziwotu o Obcowánj prawých Kréstanu̐ [Fünf Bücher vom wahren Christentum ...]
[Halle], 1715
Halle, Franckesche Stiftungen: BFSt: 47 H 3

Die 1715 erschienene Übersetzung des grundlegenden pietistische Werks Johann Arndts (1555–1621) Fünf Bücher vom wahren Christentum enthält eine Vorrede von Mátyás Bél, geschrieben in Preßburg (Bratislava). Da der Druck vor allem für den Vertrieb in der Slowakei bestimmt war, wo die Pietisten nach 1707 besonders intensiv verfolgt wurden, ist der Druckort Halle nicht angegeben.
Dieses Korrekturexemplar ist mit einer außergewöhnlichen Fülle von Eintragungen des Korrektors und zahlreichen Randbemerkungen versehen. Die Verbesserungen stammen nicht von Bél, sondern von Heinrich Milde. Den ersten vier Büchern von Arndts Wahrem Christentum liegt eine Übersetzung von Michael Logolius aus Bořislav aus dem Jahr 1617 zugrunde, das fünfte Buch wurde von Bél übersetzt. Seine Übertragung ist reich an Formen der slowakischen Umgangssprache. Aus diesem Grund ist gerade dieses Buch für Sprachforscher von Bedeutung.

Zu den in Halle gedruckten und verteilten böhmischen Traktaten zählt Mildes tschechische Übersetzung von August Hermann Franckes Der heilige und sichere Glaubensweg eines evangelischen Christen. Im Vorwort dieser Schrift betonte Milde seine besondere Verbundenheit mit den lutherischen Böhmen.
Das Buch erschien zwischen 1718 und 1723 in fünf Auflagen mit einer Gesamtauflagenhöhe von 18 000 Exemplaren.

Francke, August Hermann: Swata a bezpečna Cesta Wiry Ewangelitskeho Křest'ana […]. Ins Tschechische übersetzt von Heinrich Milde. Halle: Stephan Orban, 1718.
Halle, Franckesche Stiftungen: BFSt: 61 I 24 [3]

Nach den Übersetzungen der Fünf Bücher vom wahren Christentum 1715 und dem Paradies-Gärtlein 1720 ist das Informatorium biblicum das dritte Werk Johann Arndts, das in tschechischer Sprache in Halle erschienen ist. In seiner Vorrede preist Milde Hus und Luther als zwei große Feuer. Eine weitere Fackel sei auch Johann Arndt, dessen Informatorium als Anleitung einer Lebensführung nach Gottes Wort den Tschechen nun überreicht werde.

Arndt, Johann:
[Informatorium Biblicum]
Blahoslawené pamèti Pána Jana Arnda Informatorivm Biblicvm. To gest Navčenj Swatého Pisma o Křestanském Žiwotu, ablahoslawené smrti. do Českého gazyku vwedené […].
[Halle], 1723
BFSt: 31 I 13 [5]

Hinter dem auf dem Titelblatt angegebenen Herausgeber dieser beiden Lieder Heinrich Sstedrý verbirgt sich Heinrich Milde, denn »stědrý« bedeutet auf Deutsch »mild«.

[2 Geistliche Lieder, übersetzt von Heinrich Milde]
Dwe Duchownj Pjsnjc̆ky O sladkem Gmenu Gezjs/ S Prijdawkem k tlacenj widáné od Heinricha Sstedrý Rozeného Nemce
[Halle], 1721.
Halle, Franckesche Stiftungen: BFSt: 181 M 12 [4]

Diese Fibel vermittelt Kenntnisse des tschechischen Alphabets und der Druckschrift, dem kleinen Einmaleins, der Zahlen eins bis hundert sowie der Hunderter bis tausend.

Český Slabikař, To gest: Kratky Spůsob Sla̕bikowanj a Čtenj
Halle: Gebauer, 1735
BFSt: 177 C 51

Dieser tschechischen und deutschen Ausgabe von Luthers Kleinem Katechismus ist ein Vorwort Mildes vorangestellt, das er in Großhennersdorf geschrieben hat und in dem er versucht, die Grundherrin Henriette v. Gersdorf mit den tschechischen Emigranten auszusöhnen, die gegen ihre Lebensbedingungen protestierten. Der zweisprachige Druck sollte auch dazu dienen, die neuen Untertanen aus Böhmen mit der Landessprache vertraut zu machen.

Luther, Martin:
Blahoslawené Paměti Pána Doktora Martina Luthera Katechysmus menssj bez a s Wýkladem, [...] w Némeckém a Czeském Gazyku spokecné wydáwa Henrich Milde […].
Des sel. Hn. D. Mart. Luthers Kleiner Catechismus, ohne und mit der Auslegung, [...] in Teutsch- und Böhmischer Sprache überlässet Heinrich Milde [...]
Halle : Gebauer, 1735
BFSt: 26 H 13 [1]

Martin Luther Kleiner Katechismus

Das von Georg Sarganeck zum Druck vorbereitete Liederbuch des tschechischen Hymnendichters und Komponisten Jiří Třanovský (1592–1637) enthält u.a. die Lieder aus der 1728 in Lauban (Lubań) gedruckten Sammlung Johann Liberdas Harfa nová. Der Druckort Leipzig sollte die Verteilung des Buchs unter eher orthodoxen Protestanten erleichtern.

Cithara Sanctorvm, Zgew. 5, 8. aneb Zalʹmy a Pjsné Duchownj staré y nowé, kterýchž Cýrkew Ewangelická ...
Leipzig : Walter, 1737
Halle, Franckesche Stiftungen: BFSt: 48 F 2

Kapitelauswahl

Porträt von Jan Hus. Ölgemälde

Die Verfolgung der Lutheraner in Böhmen

Zwölf Traktate der Böhmischen Brüder - Personeneinträge

Heinrich Milde und seine Mitarbeiter

Frontispiz und Titelseite der 1722 in Halle gedruckten tschechischen Bibelausgabe

Der böhmische Bibeldruck

Francke: Glaubensweg

Der Verlag tschechischer Bücher in Halle