Sprache

Bereits im Jahr 1709 gab der aus Ungarn stammende Mátyás Bél (1784–1749) in Halle das tschechischsprachige Neue Testament heraus. Den Höhepunkt der Verlagstätigkeit tschechischsprachiger Bücher in Halle bildete die Drucklegung der tschechischen Bibel im Jahr 1722. Sie wurde mit finanzieller Unterstützung des Grafen Erdmann Heinrich Henckel zu Donnersmarck (1681–1751) nach dem Vorbild der Kralitzer Bibel aus dem Jahr 1613 mit einer Auflage von 5.000 Exemplaren hergestellt. Exemplare wurden heimlich in Mähren und Böhmen verbreitet und gelangten sogar bis ins Baltikum und nach Russland.

Neben seinem Studium an der Friedrichs-Universität in Halle, an der Bél ab 1704 immatrikuliert war, arbeitete er als Informator an Franckes Waisenhaus. Ab 1710 leitete er als Rektor die evangelische Schule in Neusohl (Banská Bystrica) in der heutigen Slowakei, damals Teil des Königreichs Ungarn, und wurde ab 1714 als Rektor des Gymnasiums in Preßburg (Bratislava) zum Reformator des ungarischen Schulwesens.
In der Geschichte der tschechischsprachigen Drucke Halles nimmt Bél als Verfasser, Übersetzer und Herausgeber eine herausragende Stellung ein.

Mátyás Bél (1684–1749), Schabkunstblatt von Johann Jacob Haid nach Johannes Kupezky.
Halle, Franckesche Stiftungen: BFSt: Porträtsammlung: C 122

Dieses Exemplar des im Jahr 1709 von Mátyás Bél (1684–1749) in Halle herausgegebenen tschechischsprachigen Neuen Testaments enthält 17 Widmungen an Heinrich Milde. Darunter befindet sich eine Eintragung von Matěj Maček (Matthias Mattscheck) (um 1700–1768) vom 23. Januar 1718. Der in Nordböhmen geborene Maček kam über Niederschlesien nach Halle, wo er ab 1722 Theologie studierte. 1726 ging er als Pfarrer nach Rötel in Estland.

Neues Testament <tschech.>
Pisma Swatého Nowy Zákon, Pána a Spasytele násseho Gezjsse Krysta […].
Halle: Stephan Orban, 1709.
Halle, Franckesche Stiftungen: BFSt: 48 I 3

Biblia Sacra, To gest: Biblj Swatá, A neb Wssecka Swatá Pisma, Starého y Nowého Zakona […]. A wnowe wydána [...].
[Halle]: [Cansteinsche Bibelanstalt], 1722.
Halle, Franckesche Stiftungen: BFSt: 13 D 7

Den Höhepunkt der Verlagstätigkeit tschechischsprachiger Bücher in Halle bildete die Drucklegung der tschechischen Bibel im Jahr 1722. Sie wurde mit finanzieller Unterstützung des Grafen Erdmann Heinrich Henckel zu Donnersmarck (1681–1751) nach dem Vorbild der Kralitzer Bibel aus dem Jahr 1613 mit einer Auflage von 5000 Exemplaren hergestellt. Exemplare wurden heimlich in Mähren und Böhmen verbreitet und gelangten sogar bis ins Baltikum und nach Russland. Die Bibelausgabe enthält eine Vorrede von Mátyás Bél unter dem Pseudonym Milownjk Božjch PřiKázánj (Liebhaber Gottes, Prediger in Preßburg).

Die Buchstaben dieser Probeseite des böhmischen Bibeldrucks enthalten noch keine diakritischen Zeichen. Milde hat auf dem Blatt vermerkt: »Proba zur Neuen Böhmischen Bibel, welche mit Gottes Hülffe anno 1722 hier nach 110 Jahren, da die Böhmischen keine neue gehabt, herauskommen.«

Probedruck einer Seite der böhmischen Bibel mit handschriftlichen Bemerkungen von Heinrich Milde.
Halle 1713
AFSt/H  A 113 Bl. 408

Milde berichtet in diesem Brief an A. H. Francke u.a. über ein Gespräch mit Erdmann Heinrich Henckel v. Donnersmarck über eine Neuauflage des Neuen Testaments in Böhmisch, dessen Kapitel- und Seitenaufteilung in Übereinstimmung mit der Gestaltung der Cansteinschen Bibel erfolgen soll. Zudem informiert er über seine gemeinsame Übersetzungsarbeit mit dem Slowaken Ján Záskalický († 1726) an einem Traktat von Martin Luther (1483–1546) ins Tschechische.

Brief von Heinrich Milde an August Hermann Francke.
Pölzig, 29.05.1723
AFSt/H  C 798 : 20

Heinrich Milde war für die Kontakte des Halleschen Waisenhauses nach Ost- und Ostmitteleuropa zuständig. Seine Bemühungen um Böhmen, die aufgrund ihres protestantischen Glaubens die Heimat verlassen mussten, führten ihn Anfang August 1720 in die kleine Exulantenkolonie Ves Panĕ (Wespen) bei Barby. Er unterrichtete den dortigen Pfarrer Ernst Bogislav Ventzke in der tschechischen Sprache, so dass dieser den böhmischen Exulanten aus der Bibel vorlesen und sich verständigen konnte. Als Dank für seine Bemühungen überließ ihm Samuel Ruthe, ein Mitglied dieser Gemeinde, einige tschechische Bücher. Dazu gehörte diese böhmische Bibel aus dem Jahr 1537, die über Generationen in Familienbesitz war und einst seinem Schwiegervater, »einem Prediger auf einem Dorffe 3 Meilen von Prage« gehört hatte.

Biblij Cžeska. W starem miestie Prazskem Wytisstiena.
[Prag]: [Paul Severin], 1537.
Halle, Franckesche Stiftungen: BFSt: 6 A 10

Böhmische Bibel aus dem Jahr 1537, die über Generationen in Familienbesitz war
Bibelfragment 15. Jahrhundert
Bibelfragment 15. Jahrhundert

Bruchstück einer böhmischen Bibelübersetzung auf Pergament. 15. Jh.
AFSt/H  H 16d : 2

Das zweispaltig geschriebene Bibelfragment stammt aus dem Besitz von Milde. Es enthält Teile aus dem 2. und 3. Buch Mose (Exodus und Levitikus), die von ihm handschriftlich gekennzeichnet wurden. Außerdem hat er darauf festgehalten: »Ist von einem M[anu]S[krip]t der Böhmischen Bibel. Der Seel[ige] H[err] M[agister] Joh. Huss hatte seine mit zu Constantz. Die Buchdruckerey ist erst anno 1440 [erfunden].«

Kapitelauswahl

Porträt von Jan Hus. Ölgemälde

Die Verfolgung der Lutheraner in Böhmen

Zwölf Traktate der Böhmischen Brüder - Personeneinträge

Heinrich Milde und seine Mitarbeiter

Frontispiz und Titelseite der 1722 in Halle gedruckten tschechischen Bibelausgabe

Der böhmische Bibeldruck

Francke: Glaubensweg

Der Verlag tschechischer Bücher in Halle